"Es geht darum, die eigene Wahrnehmung zu reflektieren"
Interview mit der Leiterin der RAY Triennale Sabine Seitz
Seit Juni zeigt RAY in der vierten Auflage und an verschiedenen Orten in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet Kunst zum Thema Ideologien. Vom 1. bis 3. September findet das RAY Festival mit Vorträgen und Talks statt. Zum Festival-Start haben wir mit Sabine Seitz, Geschäftsführerin des Fotografie Forum Frankfurt und Projektmanagerin RAY Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain, über künstlerische Verantwortung und Fotografie aus Hessen gesprochen.
RAY widmet sich in der vierten Auflage dem Thema Ideologien. Wie schafft es Kunst, in diesem Fall Fotografie, sich mit der Ideologie, die sie zeigt, nicht gemein zu machen?
Die Fotografien, die für die RAY IDEOLOGIEN Ausstellungen von den sieben Kuratorinnen und Kuratoren der Triennale ausgewählt wurden, befassen sich unterschiedlich mit dem Thema. Dabei wird sowohl die Grundlage der Entstehung der Werke, ob biografische oder geschichtliche Bezüge eine Rolle spielen, als auch das Zeigen selbst hinterfragt. Störungen und Übertreibungen sowie mögliche Identifikationen fordern die Betrachterinnen und Betrachter dazu auf, die Werke kritisch zu betrachten, zu analysieren und einzuordnen – eine Fähigkeit, die durch die allgegenwärtige Bilderflut immer wichtiger wird.
Einige der Künstlerinnen und Künstler setzen sich, angeregt durch ihre eigene Biografie, mit Themen wie Weltanschauungen, Werten, Lebenswirklichkeiten, Machtgebaren und Manipulation auseinander. Die in ihren Arbeiten übersetzten Erkenntnisse sind dabei häufig sehr subtil und assoziativ. Es geht darum – auch für die Betrachterinnen und Betrachter –, die eigene Wahrnehmung zu reflektieren, allgemeine Gegebenheiten kritisch zu hinterfragen und zur Disposition zu stellen.
Heute ist die Bildsprache allgegenwärtig, zum Teil beliebig – nicht zuletzt durch die Sozialen Medien. Was macht für Sie ein Bild aus, das sich abhebt?
Es gibt ja nicht nur die Bilderflut. Es wird auch viel mehr Information in Worten und schlechter Sprache gestreut und geteilt. Bilder sind einfacher zu verstehen, da sie oft ohne Sprache auskommen können. Ein Bild, das sich abhebt, ist eins in dem wir eine Nachricht erkennen und das zudem formal, durch Licht und Gestaltung, gelungen ist und eine Emotion auslöst.