Reizvoll in diesem Zusammenhang ist der Gedanke, beim Besuch einer Veranstaltung selbst zur Energiegewinnung beizutragen. Klingt utopisch, gibt’s aber schon – wenn auch meist im kleineren und eher experimentellen Rahmen. Die Stichworte lauten: Fahrraddisco/Fahrradkonzert und Dance Cube. Die Fahrraddisco ist ein bereits 2010 von der Green Music Initiative vorgestelltes Konzept, das seitdem von verschiedenen Veranstaltern in ganz Deutschland realisiert wird. Im selben Jahr gründete sich die Hamburger Morgenwelt GmbH, die nach demselben Prinzip nicht nur Discos, sondern – unter dem Motto „Pedal Power Stage“ auch Konzerte veranstaltet. Der Strom für Bands und DJs, Mischpult und Lichtanlage kommt nicht etwa aus der Steckdose oder aus dem Aggregator, sondern wird vom Publikum selbst erzeugt, und zwar auf speziell präparierten Fahrrädern. Auf der Hamburger Morgenwelt-Website liest sich das so: „Auf Fahrrädern, die im Hinterrad mit einem Generator bestückt sind, treten die Teilnehmer in die Pedale. Der Clou dabei: Je mehr Energie benötigt wird, desto höher ist der Trittwiderstand auf den Fahrrädern. Wenn die Fahrradfahrer nicht genügend strampeln, wird nicht ausreichend Strom erzeugt und die Performance auf der Bühne ist unterbrochen. In diesem Moment wechselt der Fokus des übrigen Publikums von den Künstlern auf der Bühne zu den Fahrradfahrern und feuert diese an, bis wieder genügend Power erzeugt wird!“ Berichten nach zu urteilen scheint Energiemangel aber bisher noch nie ein Problem bei solchen Events gewesen zu sein, im Gegenteil: Das Ganze macht offenbar so viel Spaß, dass bisweilen Energieüberlastung droht. Die Kinovariante mit einem fahrradgetriebenen Kurzfilmprogramm bietet übrigens der Solare Zukunft e.V. aus Freiburg in Kooperation mit dem Unabhängigen Institut für Umweltfragen e.V., und zwar unter dem Motto „KLAK“. „KLAK“ war 2018 auch beim Grünwärtsfestival von PIER F und Transition Town Frankfurt zu Gast – die geplante Vorabendveranstaltung musste damals jedoch wegen schlechten Wetters von draußen nach drinnen verlegt werden, ohne den Fahrradspaß.
Beim Dance Cube wiederum, 2016 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) vorgestellt, betreiben Tänzerinnen und Tänzer die Musik- und LED-Lichtanlage sowie zwei Smartphone-Ladesäulen mit ihrer eigenen Bewegungsenergie. Das Ministerium erklärt, wie’s geht: „Der Dance Cube ist in einem umgebauten, ausfaltbaren Seecontainer untergebracht. Die Tanzfläche besteht aus beleuchteten Fliesen, unter denen sich jeweils ein Generator befindet, der jeden Hüftschwung und Tanzschritt in Elektrizität umwandelt. Ergänzt durch ein Solarmodul auf dem Dach ist der Dance Cube somit energieautark.“ Im Rahmen der BMWi-Kampagne „Deutschland macht’s effizient“ war die mobile Disco schon mehrmals auf Tour, um „spielerisch Aufmerksamkeit für das Zukunftsthema Energieerzeugung und -effizienz“ sowie „ein Bewusstsein für die wertvolle Ressource Energie“ zu wecken. Vermutlich dieselbe Technik wurde bei den beiden „EartHour“-Tanzveranstaltungen eingesetzt, zu denen das Frankfurter Energiereferat in Zusammenarbeit mit DJ Dennis Smith (Club Travolta) 2017 und 2018 in den Steigenberger Frankfurter Hof eingeladen hatte. Hier konnte zusätzlich in Laufrädern Energie erzeugt werden. Es sind Spielereien in kleinerem Rahmen, klar. Aber nicht auszudenken, wie sich das Club-, Konzert- und Festivalgeschehen zukünftig verändern würde, könnte man solche oder ähnliche Konzepte in großem Stil realisieren.