Die Kreativ-Industrie als Zentrum der Politik. Wie kriegen wir das wieder hin?
Es gibt heute zwar gewisse Förderungen für die Kreativen, aber in einem sehr spärlichen Maße, nicht zu vergleichen mit dem Schwung eines Neuen Frankfurt oder eben Ernst Ludwigs. Die große Vision jedoch – aus unserem Land ein weltweites Zentrum der Kreativindustrien zu machen – die Ernst Ludwig bewegte, steht heute überhaupt noch nicht zur Disposition.
Das sollten wir ändern, denn dies ist ein ganz erheblicher Fehler. Wir haben immer noch keine Bodenschätze. Wir haben überdies keine Ahnung, wohin sich die Industrien entwickeln, die zu unserem aktuellen Wohlstand führen, zum Beispiel der Flughafen, die Banken? Was wird aus dem Flughafen unter der Maßgabe, dass der Flugverkehr drastisch reduziert werden MUSS, um den Pariser Klimazielen auch nur nahe kommen zu können? Was passiert mit den Banken, wenn sich eine weniger klimaschädliche Blockchain-artige Technologie durchsetzt?
Das Einzige was wir sagen können ist, das Innovationsforschung – und dazu gehört auch kreative Forschung – an der aller vordersten Front für unsere Zukunft bedeutend sein wird.
An dieser Stelle sollten wir, da wo Ernst Ludwig vor 120 Jahren angefangen hat, weitermachen. Die Tatsache, dass die Darmstädter Mathildenhöhe zum UNESCO Weltkulturerbe erhoben wurde, hat bei uns noch die Diskussion um das Motiv zur Gründung der Mathildenhöhe in die Diskussion gebracht.
Wir brauchen Mut zu viel mehr Kreativität und zu viel mehr Investment in die Kreativschaffenden, um die nachhaltige Transformation zu schaffen.
Was wir brauchen ist ein Mut zur Kreativität, der erheblich über das hinausgeht was momentan noch weitgehend als „Lippenbekenntnisse“ verlautbart wird. Im Rahmen von Maßnahmen wie der Bewerbung und den Titel der Weltdesignhauptstadt für das Rhein-Main-Gebiet könnten solche Diskussionen beginnen.
Planungs- und Umsetzungszeiträume bemessen sich hier in Jahrzehnten. Aber wir können es uns nicht leisten, nicht auf Kreativität zu setzen. Wenn wir – hier wiederhole ich mich gerne – keine Bodenschätze, keine Ressourcen haben, die nicht aus dem kreativen Geist der Menschen kommen, brauchen wir sie umso mehr.
Es geht darum, Mut zur Zukunft nicht als politische Phrase zu verstehen, sondern ernst zu nehmen. Oder sagen wir mal „ernstludwig“ zu nehmen.