10 Jahre geförderte Designberatung

Der Begriff Unternehmensberatung sagt vielen etwas, Designberatung ist weniger geläufig. Was ist damit konkret gemeint?

Thomas Fabich: Wir möchten KMU den wirtschaftlichen Nutzen einer marktorientierten Designstrategie, einer klaren Produktsprache bzw. Positionierung und eines geschickten Einsatzes moderner Kommunikationsmedien aufzeigen. Und sie dazu motivieren, sich zu diesen Themen beraten zu lassen – und dabei über das RKW Hessen von nicht zurückzuzahlenden Zuschüssen zum Beraterhonorar zu profitieren. Unser Angebot startet mit einer kostenfreien Einstiegsberatung, die z.B. auch durch Cornelia Dollacker von Hessen Design e.V. erfolgen kann. Dann schließt sich nach Abklärung der Rahmenbedingungen die vertiefende Designberatung an, die z.B. nach unserer Empfehlung eine Expertin oder ein Experte aus unserem großen Expertenpool übernimmt.

Worum geht es in der Erstberatung?

Thomas Fabich: Das ist erstmal ein reiner Austausch. Dazu bieten wir auch regelmäßige Sprechtage an. Hier geht es um mögliche Ziele der Unternehmen und wie dabei die Designberatung unterstützen kann. Erst im Anschluss daran kommt es zur vertiefenden und vom Hessischen Wirtschaftsministerium geförderten Beratung durch Expertinnen und Experten aus dem jeweiligen Themenbereich.

Machen das von Anfang an RKW Hessen und Hessen Design zusammen? Wie läuft die Zusammenarbeit ab – wer übernimmt welche Aufgaben?

Thomas Fabich: Bei Hessen Design liegen natürlich die fachlichen Kompetenzen rund um das Thema Design, und wir beim RKW Hessen sind die Organisation, die sich mit KMU auskennt und Erfahrung in der Abwicklung von geförderter Beratung hat. Natürlich hat sich durch die Kooperation mit Hessen Design und deren Empfehlung unser Pool an Expertinnen und Experten aus dem Designbereich erweitert. Durch das Programm haben einige beratende Expertinnen und Experten die geförderte Beratung überhaupt erst für sich entdeckt. Gerade in den ersten Jahren haben wir im Austausch mit Hessen Design geklärt, was eine potenzielle Expertin bzw. ein potenzieller Experte mitbringen muss.

Gehen wir nochmal zurück auf Anfang. Wie ging es 2013 mit der Designberatung los – was hat den Startschuss gegeben?

Thomas Fabich: Die Beratung durch Hessen Design in Darmstadt gab es bereits, das Angebot sollte aber von den Unternehmen stärker wahrgenommen werden. Vor zehn Jahren haben wir also geschaut, wie wir aus den Kompetenzen von Hessen Design und dem RKW Hessen ein gemeinsames Angebot machen können. Im Juni jenes Jahres gab es dann, veranstaltet durch das Hessische Wirtschaftsministerium, eine große Kick-off Veranstaltung im Kulturbahnhof in Kassel. Damals haben wir verschiedene Themen vorgestellt, etwa Designmanagement und Screen Design.

Weitere Praxisbeispiele (rkw-hessen.de)

Wie hat sich die Nachfrage seither entwickelt? Wie viele Beratungen werden durchgeführt? Wenn man sich die Zahlen anschaut, ist eines besonders erstaunlich: Es gab keinen Pandemie-Knick!

Thomas Fabich: Wenn man sich die Inhalte der Designberatung anschaut, dann ist das sehr häufig das Thema „Identität und Marke“ – also Markendesign, Markenführung usw. Weitere Themen sind die Weiterentwicklung von webbasierten Anwendungen oder Produktoptimierungen. Das sind Themen, die auch während der Pandemie wichtig waren. Während der Pandemie waren durch die Kontaktbeschränkungen und Schließungen natürlich vor allem Sichtbarkeit und Wahrnehmung bei Kunden und Zielgruppen wichtiger geworden. Der Fokus hatte sich verschoben, es ging weniger um Produktdesign.

Ansonsten zeigen die Zahlen, dass es von Jahr zu Jahr ein erfreuliches Wachstum bei den beratenen Unternehmen zu verzeichnen gab. Insgesamt sind das rund 1.100 Projekte in zehn Jahren. Wir haben etwa 1.000 KMU erreicht, denn manche haben die Beratung mehrfach genutzt. Dahinter steckt der mehrtägige Beratungseinsatz von rund 200 Expertinnen und Experten – hessenweit.

Blick in die Zukunft: Wie geht es weiter mit der Designberatung? Sind weitere Angebote geplant?

Thomas Fabich: Aus den Rückmeldungen der Expertinnen und Experten wissen wir, dass in manchen Projekten der Beratungsumfang zum Teil zu knapp bemessen war. Inhaltlich wäre es spannend, wenn wir noch mehr Projekte aus dem Bereich Produktdesign realisieren würden.

Mit unserer Jubiläums-Onlineveranstaltung „Mit Ecodesign zukunftsfähige Produkte gestalten“ am 22. November 2023 werden wir zudem den Fokus auf Ecodesign legen. Wir wollen im Wesentlichen das Thema Nachhaltigkeit in den Blick rücken und wie Design hier unterstützen kann. Das ist eine mögliche Vision, wohin es in Zukunft bei der Designberatung inhaltlich gehen könnte. Mehr Infos zur Veranstaltung haben wir auf unserer Webseite veröffentlicht.

Vielen Dank!

Das Gespräch führte Daniela Hartmann